Sechs Monate bin ich nun schon in der Welt der Künstlichen Intelligenz unterwegs und die Verwirrung ist groß. Gleichzeitig stellt sich langsam aber sicher auch ein wenig Klarheit ein, denn tatsächlich scheint vieles zurzeit noch ungeschliffenes Potential und noch nicht die Welt von morgen zu sein. Die K.I. ist ein roher Diamant, ein Schatz, der magisch in seinen Bann der Faszination und Möglichkeiten zieht, dabei im angemessenen Masse durch den Reiz des Ungewissens in einen Abendteuer-Modus versetzt und Türen zu Welten öffnet, von denen wir noch vor kurzem nur träumen könnten. Er erscheint wie der Heilige Gral, um uns selbst multiplizieren zu können und verleiht Superkräfte, um uns weiter über unseren eigenen Fähigkeiten zu verwirklichen.
Aber sein Funkeln hat auch einen Preis und bekannt ist, dass Diamanten auch durchaus finstere Kapitel schreiben. Einmal freigesetzt, könnte sich die Energie des Diamanten verselbstständigen und – je nach ihrer Gesinnung (die eigentlich Preisfrage in philosophischer Betrachtung) – uns Menschen bedrohen, dominieren, benutzen und entmachten. So wünschen sich viele, er wäre nie gefunden worden oder würde gleich wieder vergraben werden. Aber wenn uns die menschliche Geschichte eines gelehrt hat, dann dass wir soweit nicht gehen, nachdem wir einmal von der Schönheit funkelnder neuer Dinge geblendet wurden. Vielleicht ist es auch nicht unsere Aufgabe der Evolution im Weg zu stehen.
Was den Diamanten so begehrenswert macht, ist für jene, die sein Schimmern schon in seinem ungeschliffenen Dasein erspäht haben, trivial: es geht um nichts Geringeres als eines der einflußreichsten Werkzeuge, dass die Menschheit je hervor gebracht hat und was in kürzester Zeit, unsere Welterfahrung auf den Kopf stellen könnte. Andere jedoch sehen im rohen Diamanten nur einen hübschen Stein, dem alles andere als eine magische Kraft zu Grunde liegt. Manche sehen darin einen Segen, andere wiederum einen Fluch. Oder sogar beides. Letztendlich liegt es an allen von uns das bevorstehende Kapitel dieser bedrohlich-süßen Verführung zu schreiben. Ich persönlich denke wir kommen nicht drumherum und den Kopf in den Sand zu stecken, wird uns nicht helfen. Ich glaube daran, dass wir durch ein tieferes Verständnis, uns vor desktruktivem Schwarz-Weiß-Denken schützen und die nächsten Kapitel dieser Geschichte positiv prägen können anstatt sie einfach passieren zu lassen. Dies ist der Grund, warum ich meine Gedanken hier teilen möchte.